Tür 11: Birma
Tür 11: Birma

Der kürzeste Weg zwischen zwei Menschen ist ein Lächeln.


*Sprichwort auf Birma

Schön, dass sie wieder hier sind. Heute führt uns unsere Reise wieder in ein exotischeres Land. Das Land welches allgemeinsprachlich als Birma oder Burma bezeichnet wird, ist vielen unter dem Namen Myanmar bekannt.
In Birma leben ca. 87% Buddhisten und nur knapp 6% Christen, aber trotzdem ist der 25. Dezember ein offizieller Feiertag.
Das tolle ist, das sich die Burmesen glaubensübergreifend für das Weihnachtsfest begeistern können. Sie haben Spaß daran, ihr Heim zu schmücken, und ihre Familie zu beschenken. Und so ist es nicht verwunderlich, dass fast jedes Kind im Land den Weihnachtsmann kennt.
So hat es sich auch durchgesetzt, das Weihnachten ein offenes Event ist, Schulen und öffentliche Büros sind geschlossen.



In manchen Hotels wird es dann vielleicht ein wenig übertrieben. Ich habe hierzu einen interessanten Bericht vom letzten Jahr gefunden.
https://sylviahaider.wordpress.com/2016/12/27/weihnachten-in-myanmar/

„Weihnachten in Myanmar

Wer glaubt, er könnte Weihnachten entgehen, wenn er nur möglichst weit wegfährt, zum Beispiel nach Myanmar, der irrt gewaltig. Schon in Yangoon, einem einfachen Stadthotel im chinesischen Viertel, empfängt uns am Eingang ein transparentes Reh mit leuchtendem Skelett vor einem Plastikchristbaum. Aber was das Hotel in Bagan aufbietet, um seinen Gästen das vermeintlich gewünschte Weihnachtsfest zu bieten, stellt alles in den Schatten, was ich bisher an Skurrilem erlebt habe. Schon Tage vorher ist ein Heer von Angestellten damit beschäftigt, das Hotel, den Garten und den Pool weihnachtlich zu dekorieren. Auf dem Dach der Poolbar werden Wattebäusche angebracht, die eine Illusion von Schnee erzeugen sollen. Schneemänner aus Styropor mit Karottennase, Zylinder und Wollschal werden herbeigeschleppt und bewachen von nun an blöd grinsend den Pool. Im Garten werden jede Menge künstlicher Christbäume aufgestellt, aufwendig geschmückt und illuminiert. Lichterketten, Laternen, Lampions, silberne und goldene Kugeln hängen von Palmen, Oleander- und Feigenbäumen. Die Wege sind gesäumt mit Fackeln, bunten Hütchen und auch eine Krippe aus Lebkuchen ist vorhanden. Am Heiligen Abend dann wird der Pool mit einer blinkenden Lichtschlange umgeben, aus überdimensionalen Boxen dröhnt eine Liveband, die ohrenbetäubend Weihnachtslieder zum Besten gibt oder was sie dafür hält. Am Pre-Dinner Buffet offerieren die als Weihnachtsmänner verkleideten Burmesen Wein, Bier und Snacks. Auch an jeden Gast wird eine Weihnachtsmannmütze verteilt, die ich aber höflich ablehne. Auf dem Weg zum Restaurant stehen Männer in prachtvollen Trachten der verschiedenen Ethnien Myanmars Spalier. Ihre Gesichter unter den mit Perlen bestickten Hauben und Turbanen sind gelangweilt bis verstört. Sie verstehen offenbar nicht, was sie hier sollen. Ich kann es ihnen nachempfinden. Das Dinnerbuffet im Garten des Hotelrestaurants, das mit 65 Dollar pro Person gewisse Erwartungen weckt, ist bemüht, westlichen Luxus anzubieten, was nicht wirklich gelingt. Auch der Wein, die Flasche von 35$ aufwärts ist nur gespritzt zu genießen. Außerdem ist er viel zu warm. Der Hotelmanager meint es gut mit uns und führt uns zu einem Tisch in der ersten Reihe, wo wir direkte Sicht auf die Bühne haben. Diverse Showeinlagen stehen auf dem Programm. Solange eine burmesische Band spielt, wenn deren Musik auch gewöhnungsbedürftig ist, und anmutige Mädchen in phantasievollen Kostümen ähnlich den Marionetten dazu tanzen, ist alles gut. Ein kleines Kind, gekleidet wie aus dem Film „Der letzte Kaiser“ wird auf einer Sänfte von einem ganzen Hofstaat durch die Tischreihen hereingetragen, auch ihm sieht man an, dass es lieber woanders wäre. Zum Abschluss der Show singen Schulkinder Weihnachtslieder in verschiedenen Sprachen. Dann gehen die Lichter aus, was im Übrigen spätestens am Abend regelmäßig passiert, denn die Regierung schaltet den Strom ab, worauf der hoteleigene Generator die Stromversorgung übernimmt. Dieser befindet sich direkt neben dem Pool, was einem geruhsamen Nachmittag eben dort nicht unbedingt förderlich ist. Diesmal aber ist es nicht die Regierung, sondern ein dramaturgischer Effekt. Jetzt kommt nämlich der Weihnachtsmann auf einem Motorrad mit Jahrmarktsbeleuchtung herein gedüst und verteilt an die Gäste Geschenke. Jeder bekommt ein weißes Handtuch. Immerhin ein nützliches Geschenk. Danach ist es vorbei mit dem „gemütlichen“ Teil des Abends. Die Party kann beginnen. Die Liveband wandert vom Pool auf die Bühne des Restaurants und wir sitzen direkt neben den Boxen. Die sind dermaßen übersteuert, dass wir uns nicht einmal mehr schreiend verständigen können. Eine Rockband, vier Frauen in engen silbernen Overalls, röhrt sämtliche Pophits, die in den letzten Jahrzehnten des vorigen Jahrhunderts die Charts gestürmt haben. Ich gebe dem Hotelmanager ein Zeichen, die Lautstärke etwas zu drosseln. Er missversteht meine Geste offenbar und nickt begeistert. Die Tische leeren sich zusehends, einige wenige sind betrunken und tanzen mit Weihnachtsmützen auf dem Kopf, andere plündern die Reste des Buffets. Die Kellner, die sich bemühen, den Gästen jeden Wunsch von den Augen abzulesen, da sie des Englischen nicht wirklich mächtig sind, stehen unsicher lächelnd mit verrutschten Mützen auf dem Kopf herum. Ich würde sie gerne fragen, was sie von diesem Zirkus halten. Der Hotelmanager, der den ganzen Abend mit hochrotem Kopf und Schweiß auf der Stirn zwischen den Reihen umher geschwirrt ist, verneigt sich mehrmals erleichtert, als wir uns beim Abschied für den wunderbaren Abend bedanken und die Arbeit seines hervorragenden Teams loben. Letzteres war nicht einmal gelogen. Sie haben sich tatsächlich die größte Mühe gegeben, uns ein schönes Fest zu bereiten. Wer würde es übers Herz bringen, ihnen zu sagen, dass dieses Spektakel mit dem wahren Sinn von Weihnachten absolut nichts zu tun hat.“

Ich wünsche ihnen noch einen schönen Tag.

Veröffentlicht am: Dec 11, 2018
Blog Kategorie
Autor: Bernd Grigat